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Fuckparade für den 13. Juli als Demo angemeldet

Gestern haben wir die „Fuckparade 2002“ bei der Versammlungsbehörde Berlin für Samstag, den 13. Juli 2002 angemeldet. Als Demo, nicht als Straßenfest. Wir wollen politisch etwas verändern, nicht Würstchen und Luftballons verkaufen.

Die Themen sind weitgehend geblieben, aber der Schwerpunkt hat sich im Laufe der Jahre 1997-2002 massiv gewandelt. Wir haben die Love Parade reformiert, weiteres Love-Parade-Bashing ist für uns kein Thema mehr. Stattdessen konzentrieren wir uns mehr auf unsere eigentlichen Anliegen, die wir konkretisiert haben: Wir demonstrieren für das „Recht auf Party“, für ein erleichtertes Konzessionsverfahren für temporäre kulturelle Projekte, für eine Ausnutzung des Ermessensspielraums der Polizei im Umgang mit Parties, für eine verantwortliche Stadtplanung, die sich nicht nur an den Interessen von Großinvestoren orientiert, gegen die Ausgrenzung und Kriminalisierung (sub-) kultureller Minderheiten, gegen Sicherheitswahn und einen Verlust des Öffentlichen Raums, gegen eine Beschränkung von Demonstrationen auf klassische Protestelemente, gegen Nazis!

Um Mißverständnisse zu vermeiden, legen wir Wert auf die Feststellung, daß sich der Begriff „Party“ im obigen Zusammenhang wie auch in den Jahren zuvor ausschließlich auf das bezieht, was man im Allgemeinen unter „Party“ versteht: ein „zwangloses [privates] Fest“ (Duden), soziale Zusammenkünfte mit Musik. Politische Demonstrationen wie die Fuckparade begreifen wir ausdrücklich nicht als „zwangloses, soziales Fest“ oder Party; „Recht auf Party“ oder „Ermessensspielräume bei Parties nutzen“ bezieht sich daher explizit nicht auf die Fuckparade oder ihre Ausdrucks- und Meinungsäußerungsform (obwohl wir das Nutzen von Ermessensspielräumen auch sonst nicht für falsch halten).

Wir werden in der Wahl unserer Mittel – ungeachtet der vor dem Verwaltungsgericht Berlin anhängigen Feststellungsklage in Sachen Fuckparade 2001 und der von uns dort vertetenen Auffassung zum Demonstrationsbegriff, an dem wir weiterhin festhalten – dafür Sorge tragen, daß auch in der Sichtweise der Versammlungsbehörde eine kollektive Meinungskundgabe entsteht, das Gesamtbild für einen unbeteiligten Außenstehenden als Demonstration ersichtlich ist sowie unsere Aussagen und Forderungen transportiert werden.

Dies soll insgesamt erreicht werden u.a. durch die Verwendung von Transparenten (Bannern), Flugblätter (Flyer), eine Demo-Zeitung, die Wahl der Route, Öffentlichkeitsarbeit (Interviews, Medienpräsenz), eine Website, den politischen Dialog mit Verantwortlichen, sowie nicht zuletzt Elemente der Clubkultur (DJs, MCs, Live-Künstler, Musik, Sprechgesänge, Samples) als Inhalt und konkretes Mittel der Meinungsäußerung unserer Szene. Explizite Redebeiträge auf der Demonstration selbst könnten als zusätzliches Mittel das Gesamtbild und die Kommunikation der Ziele verstärken, wir sehen einen irgendwie prozentual gearteten Anteil von Redebeiträgen zum Vermitteln unserer Themen aber nicht als zwingend erforderlich an.

Erstmals geben wir gemeinsam mit der am 22. Juni stattfindenenden „street re.public Nachttanzdemo Frankfurt“ eine Demo-Zeitung mit ausführlichen Hintergrundbetrachtungen heraus, die in Berlin voraussichtlich ab 15.6. kostenlos ausliegen wird.

Weitere Hintergrunddetails können Sie vor allem im Newsbereich auf unserer Website unter www.fuckparade.org erfahren, die im Laufe dieser Woche upgedated wird. Dort entnehmen Sie bitte ab Juli auch die genauen Startpunkte, Anfangszeiten und Routen, da diese noch Gegenstand von Verhandlungen sein werden.

English abstract

Yesterday we informed local Berlin authorities about our intend to hold the Fuckparade on 13 July, 2002. As a demonstration, not as a street fest. We want to make political changes, not to sell sausages and balloons.

We have reformed the Love Parade in recent years, so more Love Parade bashing is not an issue. Instead we concentrate on our real concerns that we’ve put into a more concrete form: We demonstrate for the “right to party”, for a “concession light” for temporary cultural projects, for a fair use of discretionary powers when police is confronted with parties, for a responsible city planning that doesn’t orient itself exclusively on the interests of big investors, against the exclusion and criminalization of (sub-) cultural minorities, against security delusion and the loss of public space, against a restrictment of demonstrations to classical protest elements, against nazis!

More background news (though mostly in German) can be found on our website www.fuckparade.org, which will also be updated later this week. Please consult the website in July for details about starting locations, times and routes because they are still subject of negotiations.

Kontakt

Martin Kliehm (DJ Trauma XP)
berlin@fuckparade.org, www.fuckparade.org